Sichere Aktien: Gibt es die überhaupt?
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Gibt es sichere Aktien?

Welche Aktien lege ich mir ins Depot? Schön wäre, wenn es besonders sichere Wertpapiere wären. Aber gibt es sichere Aktien überhaupt?

Breit gestreut in Aktien investieren – ein guter Weg zum Vermögensaufbau. Doch welche Aktien wandern ins Depot? Besonders sichere wären gut. Aber gibt es die? Wir haben bei Anke Pauli, der Gründerin des Online-Portals finanztheke, nachgefragt.

Willst du dich noch intensiver mit dem Thema beschäftigen? Starte hiermit: Wie du das richtige Depot finden kannst, wie du ein Depot eröffnest und wie du ETFs kaufen kannst, verraten wir dir hier! Außerdem klären wir die Frage „Wie funktioniert ein Fonds?“

Gibt es so etwas wie sichere Aktien?

Anke Pauli: Nein, eine sichere Geldanlage gibt es nicht, genauso wenig wie sichere Aktien. Natürlich gibt es aber zum einen etablierte, solide Unternehmen, die schon seit vielen Jahren am Markt sind und deshalb ein gewisses Vertrauen rechtfertigen. Zum anderen gibt es Branchen, in denen – unabhängig von Konjunkturzyklen oder innovativen Entwicklungen – immer Nachfrage besteht. Basiskonsumgüter wie etwa Lebensmittel zählen dazu. Gleichermaßen die Logistik, deren Bedeutung viele erst in der Pandemie erkannt haben. In der Regel schwanken die Aktienkurse dieser Unternehmen weniger. Man könnte sie deshalb als weniger risikoreich bezeichnen.

Worauf sollte ich bei der Aktien-Auswahl achten?

Es ist schon sinnvoll, sich etwas genauer mit den Geschäftszahlen des Unternehmens auseinanderzusetzen. Keine Angst, auch ich mache das nicht bis in die tiefsten Niederungen. Allerdings kann jede:r einen Blick auf das Eigenkapital und die liquiden Mittel, das heißt den Cash-Flow des Unternehmens, werfen. Sieht das gesund aus? Oder gibt es beispielsweise hohe Verbindlichkeiten? Verfolge ruhig die News in vertrauenswürdigen Finanzforen. Auch rückblickend finden Aktionär:innen hier gute Hinweise.

Innerhalb der gleichen Branche würde ich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für einen Vergleich heranziehen. Die Kennzahl gibt Auskunft darüber, mit dem Wievielfachen des Gewinns das Unternehmen derzeit an der Börse bewertet wird. Man sucht also ein möglichst niedriges KGV. Dabei kann man zwei Titel aus dem gleichen Segment einander gegenüberstellen. Oder den Wunschkandidaten mit dem durchschnittlichen KGV der Branche vergleichen. Die Dividende kann ebenfalls ein guter Indikator sein: Wird regelmäßig gezahlt? Wann wurde die Dividende gekürzt? Oder ist ganz ausgefallen?

Stichwort Diversifikation. Sind zwei Aktien schon besser als eine?

Besser auf jeden Fall, aber noch nicht ausreichend. Ich habe mein Wertpapierdepot mit unterschiedlichen ETFs und ausgewählten Einzelaktien bestückt. Dabei muss es nicht immer ein ETF auf den MSCI World sein. Hier sollte man bedenken, dass dieser einen sehr hohen US-Anteil enthält. Schwellenländer als Ergänzung können sinnvoll sein. Verteile das Risiko ruhig auf unterschiedliche Länder und Branchen. Anlageklassenübergreifend nutzen manche gerne Anleihen-ETFs oder auch Gold zur Stabilisierung. Oder mische einen kleinen Anteil Kryptos bei. Nicht vergessen würde ich auch die eigene Weiterbildung.

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Und wann ist genug mit der Diversifikation? Kann man auch zu viel streuen?

Man muss tatsächlich aufpassen, dass man nicht übereifrig wird. Wer in drei ETFs investiert, erreicht mit den einzelnen Titeln in den jeweiligen Indizes bereits eine ganz gute Streuung. Kommen Einzelaktien hinzu, sollte man nicht den Gesamtbetrag auf einen Titel setzen. Ganz grob würde ich etwa 1.000 Euro pro Aktienposition investieren, damit sich die Ordergebühren rechnen.

Bitte keinen Stress: Man muss als Anfänger:in auch nicht gleich alle Anlageklassen abdecken. Einen Ausgleich schafft man beispielsweise schon, indem man dem risikobehafteten Teil, sprich den Aktien, einen Sicherungsbaustein, etwa Tagesgeld, hinzufügt. Man muss nur aufpassen, dass bei aller Euphorie für den Aktienmarkt nicht auch noch der Notgroschen investiert wird. Das ist Teil des persönlichen Money-Managements.

Wann sollte man im Depot nachjustieren?

Manche nehmen sich den „Depotputz“ bewusst für einem Stichtag im Jahr oder Halbjahr vor. Das bedeutet, das Depot mit Käufen und Verkäufen so auszugleichen, dass die ursprüngliche Gewichtung wiederhergestellt ist. Ich persönlich nutze den Moment, wenn zusätzliches Geld reinkommt und prüfe, wo ich vielleicht nachkaufen möchte.

Was machen Sie, wenn es nicht läuft?

Wenn man nicht mehr an das Unternehmen glaubt, sollte man bei negativer Kursentwicklung definitiv die Reißleine ziehen. Wann das geschieht, entscheidet jede:r selbst. Ich zum Beispiel hatte einen kleineren Betrag in den Tesla-Herausforderer Rivian im Rahmen des Börsengangs im September 2021 investiert. Lange Zeit war ich auch optimistisch, letztendlich habe ich jedoch einen Schlussstrich gezogen und die Aktie nun mit 85 Prozent Verlust verkauft. Das tut weh, aber ich habe keinen Grund mehr gesehen, weiter daran fest zu halten, zumal das Unternehmen auch keine Dividende zahlt.

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Welche Investments halten Sie gerade für vielversprechend. Haben Sie einen persönlichen Safety-Kandidaten?

Eine Anlageempfehlung kann ich natürlich nicht aussprechen. Aber ein gutes Bauchgefühl habe ich langfristig bei Mercedes. Einerseits ein Traditionsunternehmen, andererseits bieten sich hier Wachstumschancen im Bereich der Elektromobilität.

Weitere Evergreens sind beispielsweise Coca Cola, Microsoft oder auch L’Oréal um ein paar zu nennen. Alles Unternehmen, die bereits lange Jahre erfolgreich am Markt sind. Natürlich kann man in keiner Branche Tiefschläge ausschließen: deshalb gilt es, sich insbesondere bei Einzelaktien breit aufzustellen.

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© Marcus Witte
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