Frau im Wald: Strategien für den nachhaltigen Vermögensaufbau
Tim Gouw / Pexels

Strategien für einen nachhaltigen Vermögensaufbau

Wir verraten, wie du nachhaltige Finanzprodukte erkennst und welche Strategie für einen nachhaltigen Vermögensaufbau Sinn macht.

Beim Kauf von Lebensmitteln oder Kleidung achten laut des „Konsummonitors Nachhaltigkeit“ bereits jetzt gut die Hälfte der Deutschen auf Nachhaltigkeit. Tendenz steigend. Einen ähnlichen Trend kann man langsam aber sicher auch beim Kauf von Finanzprodukten erkennen. Immer mehr Investor:innen möchten eine grüne Geldanlage. Besonders Frauen wollen ihren ökologischen Fußabdruck in allen Lebensbereichen so klein wie möglich halten.

Die Finanzindustrie hat diesen Trend erkannt und bietet immer mehr nachhaltige Produkte an – von grünen Konten bis hin zu ökologisch unbedenklichen ETFs ist alles dabei.

Wie finden Einsteiger:innen da durch? Hinzu kommt, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ keiner klaren Definition folgt und sehr individuell interpretiert werden kann. Was die eine von uns als nachhaltig empfindet, ist für die andere ein absolutes No-Go beim Investieren. Klar, nachhaltig bedeutet erstmal nur substanzschonend. Aber der Begriff ist nicht geschützt. Darum kann im Grunde jeder Anbieter seine Produkte als nachhaltig bezeichnen.

Die Finanzbranche hat selbst hat spezielle Kriterien und Standards entwickelt. Besonders verbreitet sind die sogenannten ESG-Kriterien.

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Aber was genau heißt ESG?

  • Das „E“ steht für „Environment“, also die Umwelt. Unternehmen werden danach ausgewählt, wie stark sie die Umwelt verschmutzen oder sich im Gegenteil darum bemühen, umweltschonende Produktionsprozesse zu etablieren. Geprüft wird zum Beispiel, wie effizient Ressourcen eingesetzt werden und in welchem Umfang ein Unternehmen sich für den Klimaschutz einsetzt.
  • Das „S“ steht für „Social“, also für soziale Kriterien. Dabei wird geprüft, wie ein Unternehmen mit seinen Mitarbeitenden umgeht, ob es die Arbeitsrechte einhält, Gleichbehandlung am Arbeitsplatz umsetzt und zum Beispiel auch auf Diversität unter den Mitarbeitenden und im Management geachtet wird.
  • Das „G“ steht für „Governance“, also die Unternehmensführung. Hier wird danach geschaut, ob es einem Unternehmen gelingt, langfristig erfolgreich zu sein und gut zu wirtschaften. Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, ob ein Unternehmen nur kurzfristige Gewinne ansteuert oder eine langfristige Entwicklung im Auge hat und zum Erreichen der Ziele auch mal das schnelle Geld liegen lässt.

ESG steht demnach für Unternehmen, die möglichst umweltschonend und/oder sozialverträglich agieren und/oder sich durch eine vergleichsweise gute Unternehmensführung auszeichnen. Vergleichsweise deshalb, weil auch bei Unternehmen und Finanzprodukten mit ESG-Kennzeichnung wie beispielsweise nachhaltige ETFs nicht alles immer perfekt sein muss.

Nachhaltige Indexfonds mit mehr oder weniger grün

In vielen nachhaltigen ETFs, die den ESG-Kriterien entsprechen, wie zum Beispiel einem ETF auf den MSCI World, sind 1000 und mehr Unternehmen gelistet – auch solche, die etwa vielen NGOs ein Dorn im Auge sind, da sie vielleicht sozialverträglich sind und eine gute Unternehmensführung aufweisen, aber bei den Umweltkriterien hinterherhinken. Für die eine Anlegerin mag es derweil völlig in Ordnung sein, ihr Geld in einen Energieversorger zu investieren, der mittlerweile einen Großteil seiner Energie nachhaltig gewinnt. Für die andere ist der gleiche Energieversorger ein absolutes Investmten-No-Go, da er immer noch einen Teil des Stroms über Braunkohle generiert.

Alternativ zu ESG ist es auch möglich, Finanzprodukte zu kaufen, deren Anlageansätze Nachhaltigkeitsstrategien enthalten. Das geht vor allem bei ETFs und auch aktiv gemanagten Fonds sehr gut.

Strategien für deinen nachhaltigen Vermögensaufbau

1. Die Ausschlussstrategie

Hier schließt du ganz gezielt ganze Branchen oder auch einzelne Unternehmen aus, die in Bereichen tätig sind, die du nicht mit deinem Geld unterstützen möchtest. Beispiele sind Rüstungsunternehmen, Tabakhersteller oder auch Unternehmen, die Atomkraftwerke oder Massentierhaltung betreiben, in der Pornoindustrie tätig sind oder solche, die gegen andere ökologische, soziale oder gesellschaftliche Kriterien verstoßen. Stichworte wären hier beispielsweise Korruption oder Kinderarbeit. Diese Unternehmen werden dann bei der Auswahl deines Finanzprodukts gar nicht erst berücksichtigt.

Auf Seiten wie „justETF“ oder „extraETF“ kannst du zum Beispiel durch das Ankreuzen des Kästchens „ex weapons“ gezielt Waffenhersteller und andere Unternehmen aus der Rüstungsbranche aus deinen Investments ausschließen. Auch gemanagte Fonds zeigen mit einem „ex“ im Namen an, welche Branchen und Unternehmen, sie grundsätzlich ausschließen. Hier verrät also – genau wie bei Kürzeln wie ESG oder auch SRI (Social Responsible Investment), der Fondsname bereits, dass ein Finanzprodukt eine nachhaltige Anlagestrategie verfolgt und bestimmte „Übeltäter“ außen vor bleiben.

Vorteil: Die aus deiner Sicht schlimmsten Unternehmen schaffen es garantiert nicht in dein Depot.

Nachteil: Je nachdem, wie lang die Blacklist der ausgeschlossenen Branchen ist, kaufst du vielleicht dennoch einige unerwünschte Titel mit, die vielleicht nach den allgemeingültigen Kriterien keine Übeltäter sind, für dich persönlich aber dennoch ein No-Go wären.

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2. Die Best-in-Class-Strategie

Nur die Unternehmen, die als die besten und nachhaltigsten in ihrer jeweiligen Branche gelten, werden für ein Investment ausgewählt. Damit werden Unternehmen, die grüne Vorreiter in ihren Branchen sind, eingeschlossen – und andere Unternehmen ermutigt, sich diese Firmen als Vorbild zu nehmen.

Vorteil: Unternehmen, die sich am meisten für die Umsetzung nachhaltiger Konzepte und Produktionsmöglichkeiten einsetzen, werden durch dein Investment weiter unterstützt, können ihre Ideen weiter ausbauen und sind langfristig auch aus Rendite-Sicht attraktiv.

Nachteil: Es gibt bei Fonds oder ETFs, die auf „Best in Class“ setzen, nicht immer Ausschlusskriterien für bestimmte Branchen wie Waffen oder Atomkraft, sondern es werden aus diesen Branchen lediglich diejenigen Unternehmen ausgewählt, die sich im Vergleich zu den anderen am besten verhalten. Das ist dir aber vielleicht nicht gut genug.

3. Die Fonds-Strategie

Du entscheidest dich bei deinem nachhaltigen Vermögensaufbau für den gemanagten Fonds einer Fondsgesellschaft. Hier sucht das Fondsmanagement aktiv die passenden Aktien für den nachhaltigen Fonds aus.

Vorteil: Die Unternehmen werden von Expert:innen auf Herz und Nieren geprüft und nur aufgenommen, wenn sie von diesen als nachhaltig eingestuft werden. Die Fondsgesellschaft, von der du den Fonds kaufst, kann zudem ihr Stimmrecht als Aktionärin nutzen, um weiteren Einfluss auf das Unternehmen zu nehmen und dort mehr Nachhaltigkeit einfordern.

Nachteil: Die laufenden Gebühren (TER) sind höher als bei einem ETF, denn die Fondsgesellschaft lässt sich das aktive Management natürlich bezahlen. Zudem hast du auch hier nicht immer 100 Prozent Einblick in die Entscheidungen des Fondsmanagements.
Extra-Tipp: Auf der Website faire-fonds.info kannst du nachschauen, ob ein angeblich nachhaltiger Fonds auch wirklich deinen Ansprüchen von einer grünen Geldanlage genügt oder doch ein aus deiner Sicht fragwürdiger Titel enthalten ist.

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4. Impact-Investing-Strategie

Das Management eines Fonds investiert hier gezielt in Unternehmen, die eine positive Wirkung, also einen guten Impact, auf Umwelt, Klima oder auch Gesellschaften haben. Das können Unternehmen sein, die zum Beispiel auf erneuerbare Energien setzen oder Technologien entwickeln, die das Leben für Menschen in Entwicklungsländern verbessern – zum Beispiel Hersteller von Wasserfilteranlagen.

Vorteil: Du unterstützt mit deinem Geld aktiv innovative und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Geschäftsmodelle und sorgst dafür, dass diese Unternehmen sich gegenüber Konkurrenten, die weniger Wert auf Nachhaltigkeit legen, langfristig behaupten können.

Nachteil: Die Recherchen, die Fondsmanager:innen für das Impact Investing durchführen, sind aufwändig und damit teuer. Das hat natürlich Auswirkungen auf die laufenden Kosten (TER) des Fonds.

Perfektionismus beim nachhaltigen Vermögensaufbau? Bitte abschminken!

Bei allen Kriterien und Strategien wird eins ganz deutlich: Das perfekte, strahlend grüne Investment gibt es nur ganz selten. Es geht vielmehr um eine bestmögliche Annäherung an das, was du dir selbst vorstellst. Denn es ist besser zu starten, anstatt ewig nach dem einen perfekten Investment zu suchen. Insgesamt nämlich dürfte das Signal nicht einfach verhallen: Je mehr nachhaltige Geldanlage von dir als Anleger:in nachgefragt wird, umso mehr Unternehmen werden sich bemühen, umweltfreundlicher und sozialer zu agieren. Und nach und nach wird es immer mehr und immer bessere nachhaltige Finanzprodukte geben und eine echte Veränderung stattfinden.

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