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Grüne Geldanlagen: Was hinter dem Boom steckt

Du kaufst im Supermarkt möglichst Bio, vermeidest Coffee to go aus dem Einwegbecher und achtest beim Klamottenshopping auf ressourcenschonende und faire Produktion? Klar, dass dann auch Dein Geld möglichst nachhaltig angelegt sein soll. Aber sind grüne Geldanlagen wirklich clever? Wir klären den Hype ums nachhaltige Investment.

Grüner Zuwachs

Mit diesem Wunsch bist du nicht allein – im Gegenteil. In Deutschland boomen nachhaltige Geldanlangen geradezu. Insgesamt waren Ende 2020 laut Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) hierzulande mehr als 335 Milliarden Euro in nachhaltige Anlageprodukte investiert. Immer stärker steigen private Investor:innen ein: Das Anlagevolumen hat sich im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Im Dezember waren es insgesamt knapp 40 Milliarden Euro. Bei immerhin gut sechs Prozent liegt der Marktanteil nachhaltiger Fonds mittlerweile.

Das große Interesse belegt auch eine Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands, die kürzlich veröffentlicht wurde. Jeder zweite Deutsche ist grundsätzlich bereit, Geld nachhaltig anzulegen. 69 Prozent der Befragten erwarten, dass diese Geldanlagen einen messbaren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten.

Welche Anlage passt zu mir?

Aber wie finde ich eine nachhaltige Geldanlage, die zu mir passt? Das ist gar nicht so einfach, denn der Begriff Nachhaltigkeit ist nicht geschützt. Das heißt, dass es keine eindeutige Definition gibt, was eine grüne Geldanlage eigentlich ausmacht.

Hellgrün oder dunkelgrün?

Orientierung geben Kürzel und Siegel. Die Abkürzungen ESG (E-Environment, S-Social, G-Governance) und SRI (socially responsible investment) zeigen an, dass Nachhaltigkeitskriterien beachtet wurden. Außerdem gibt es verschiedene Siegel für Finanzprodukte, die in Unternehmen investieren, die Umweltstandards einhalten, Klimaschutz betreiben oder soziale Kriterien einhalten. Das bekannteste Siegel in Deutschland ist das FNG-Siegel.

Fondsgesellschaften und Banken verfolgen bei grünen Finanzprodukten unterschiedliche Auswahlstrategien. Entweder werden Firmen ausgeschlossen, die bestimmte Produkte wie zum Beispiel Waffen herstellen, Kinderarbeit zulassen oder auf Kohleenergie setzen. Eine andere Strategie ist der so genannte Best-In-Class-Ansatz: Es werden die Unternehmen ausgewählt, die innerhalb einer Branche die höchsten Standards setzen.

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Vorsicht vor Greenwashing

Verbraucherschützer bemängeln, dass es noch längst kein behördlich kontrolliertes Label für grüne Anlageprodukte gibt. „Öko-Siegel für Lebensmittel werden staatlich überwacht. Das ist bei den Siegeln und Ratings für Finanzprodukte anders“, gibt Banken- und Finanzexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg zu bedenken. Die Bewertung beruht auf freiwilligen Selbstauskünften und gesetzlichen Pflichtangaben der Unternehmen und ESG-Reportings von Ratingagenturen. Die Angaben müssen nicht falsch sein, sie werden aber kaum überprüft. „Ohne eine verlässliche Informationsgrundlage ist der grüne Anstrich nicht mehr als ein Marketinginstrument“, urteilt Nauhauser.

Auch wenn Nachhaltigkeitssiegel demnach durchaus mit Vorsicht zu genießen sind, können sie doch bei der Auswahl helfen. Du möchtest keinen Waffenhersteller in Deinem Portfolio? Dir ist der Ausschluss von Atomenergie wichtig? Du willst keine Rendite mit Fracking-Firmen oder Tabakkonzernen einheimsen? Der Check der Nachhaltigkeitskriterien hilft dir, das für dich passende Investment zu finden. 

Sind grüne Anlagen riskanter?

Dass nachhaltige Geldanlagen generell riskanter sein könnten, brauchst du nicht zu befürchten. Unternehmen die ein nachhaltiges Geschäftsmodell verfolgen oder soziale und ökologische Aspekte im Tagesgeschäft berücksichtigen, agieren generell anders – und sind häufig für die Herausforderungen der Zukunft besser aufgestellt. Grüne Fonds haben laut Aussage viele Experten zum Beispiel die Corona-Krise sogar stabiler überstanden. Ob du zum Beispiel in Solaranlagen investieren solltest – oder ob das Risiko zu groß ist – erklären wir hier noch einmal genauer.

Und was ist mit der Rendite?

Wer auf grüne Fons setzt, muss nicht auf Rendite verzichten. Verschiedene Studien belegen, dass nachhaltige Investments nicht die Rendite schmälern – im Gegenteil. Laut Metaanalyse von mehr als 2000 Studienergebnisse, die von der Uni Hamburg, der ESG-Investmentorganisation PRI und der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank durchgeführt wurde, besteht häufig sogar die Chance auf eine höhere Rendite. In 90 Prozent der untersuchten Studien brachten ESG-Investments nicht weniger Rendite als herkömmliche Geldanlagen. Das bestätigt auch der Blick auf den MSCI World, den bekannten Weltaktienindex. Die nachhaltige Variante, der MSCI World SRI, fuhr in den vergangenen Jahren sogar höhere Gewinne ein.

Gruene Geldanlagen Graphik
Bei der Rendite hat der nachhaltigere Index die Nase vorn. Bild: MSCI World Factsheet SRI Index

Grüne Klumpenrisiken

Wer allerdings gezielt auf einzelne grüne Branchen oder besonders strenge Spezialfonds setzt, fährt dann doch einen riskanteren Kurs. Gerät genau dieser Wirtschaftszweig ins Wanken, geht es mit dem Kurs auf Talfahrt. Auch grüne Anleger sollten sich also möglichst breit aufstellen.

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