Frau hüpft: Tagesgeldhopping - eine gute Idee? Vor- und Nachteile von Zinshopping
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Tagesgeldhopping – eine gute Idee?

Die gestiegene Zinsen machen Tagesgeld wieder attraktiv. Die Banken bieten aber nur kurzzeitig gute Angebote. Meist für 6 Monate, danach sinken die Zinsen erheblich. Viele wechseln nach dem halben Jahr wieder die Bank und sichern sich an einem anderen Geldinstitut erneut den Angebotszinssatz. Aber ist Tagesgeldhopping eine gute Idee?

Was ist Tagesgelshopping?

Die Zinsen sind wieder gestiegen, Sparer:innen werden für ihre Anstrengungen zumindest zeitweise belohnt. Das Tagesgeldkonto galt lange als attraktive und flexible Anlagemöglichkeit. Gute Zinsen, sofortige Verfügbarkeit des Geldes. Dann rutschten die Zinsen in den Keller und die Tagesgeldkonten verkamen zum Place-not-to-be. Vor allem zu Phasen des Negativzinses, als man tatsächlich noch Strafzinsen an die Bank zahlen musste. Wer das schon verdrängt hat: Zeitweise hatten viele Banken einen Negativ- oder Strafzins auf Guthaben oberhalb eines Freibetrags berechnet. Häufig ging es um -0,5 Prozent pro Jahr, ab einem Kontostand von 25.000 Euro. Die Zeiten sind glücklicherweise vorbei. 

Wo sind die Zinsen?

Seit dem 20. September 2023 gilt in Europa bei der Europäischen Zentralbank ein Einlagenzins von 4,5 Prozent. Das klingt auf den ersten Blick nach einer großartigen Nachricht für Sparer:innen. Leider geben die Banken dieses Zinsniveau gar nicht oder nur teilweise an ihre Kund:innen weiter. Doch es gibt Möglichkeiten, dennoch von den hohen Zinsen der Notenbanken zu profitieren. Tagesgeldkonten sind wieder attraktiv, doch Lockangebote mit Zinssätzen rund um 3,5–4% sind aktuell meist auf 6 Monate beschränkt. Und dann? Sinkt die Verzinsung auf den – gern im Kleingedruckten angekündigten – niedrigen Zinssatz, den die Bank üblicherweise ihren Bestandskund:innen zuteilwerden lässt. Viele Sparer:innen reagieren darauf: Tagesgeldhopping ist der neue Zinssport geworden, um die guten Angebote mitzunehmen. Das funktioniert so: Nach dem Aktionszeitraum wechselt man einfach die Bank. Und weil das inzwischen relativ unkompliziert geworden ist, schrecken viele auch vor der Bürokratie der Kontoeröffnung nicht mehr zurück.

Tagesgeldkonto eröffnen – so geht's!

Ein Tagesgeldkonto zu eröffnen, ist inzwischen so einfach, dass wir dafür noch nicht einmal in die Bank spazieren müssen. Die Kontoeröffnung lässt sich online abwickeln, lediglich die Prüfung der Identität erfordert Einsatz, sollte man den Postident-Coupon nutzen. Dann muss man zur nächsten Filiale der Deutschen Post, um sich dort kostenlos zu legitimieren. Es gibt aber auch die Möglichkeit, sich online mittels Videoident oder elektronischem Personalausweis zu legitimieren. 

Tagesgeldkonto eröffnen: Schritt für Schritt

  • Banken checken und Zinsen vergleichen
  • Antrag auf Kontoeröffnung beim Bankinstitut stellen, PDF ausdrucken und per Post zur Bank schicken
  • Freistellungsauftrag erteilen, umunnötige Steuern zu vermeiden
  • Post-Identverfahren oder Video-Identverfahren durchführen

Wie finde ich die richtige Bank und das beste Tagesgeldkonto?

Uns fliegen gerade die Lockangebote von Tagesgeldkonten um die Ohren. Einige Banken versprechen sogar um die 4% – mehr als Festgeldkonten oder andere Anlageformen. Sollte man das höchste Zinsangebot auch nutzen? Nein. Denn die Sicherheit des Geldes steht an oberster Stelle. Wichtiger als der Zinssatz ist die Sicherheit der Bank. Das liegt an der Einlagensicherung. Die gilt nämlich nicht unbegrenzt, sondern bis zu einem Höchstbetrag von derzeit 100.000 Euro je Bank und Kundin oder Kunde. Die Einlagensicherung besteht zwar in allen Ländern der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums EWR, aber im Zweifelsfall solltest du dein Tagesgeldkonto bei einer Bank mit Sitz in einem zahlungskräftigen Land anlegen. Finanztip empfiehlt beispielsweise nur Banken, die seit mindestens zwei Jahren Einlagenprodukte wie Tagesgeld- oder Festgeldkonten für Kunden in Deutschland anbieten und gleichzeitig ihren Sitz in einem wirtschaftlich stabilen Land wie Deutschland oder Frankreich haben.

Wann ist ein Tagesgeldkonto wirklich eine clevere Idee?

Du willst kurzfristig Geld  beiseite legen, das du innerhalb eines Jahres für eine tolle Reise, ein Auto oder eine Luxushandtasche ausgeben möchtest? Oder du willst erst einmal deine Fuck-You-Money hier parken? Dann solltest du die besten Angebote beim Tagesgeld nutzen. Das Tagesgeldkonto kann auch als eine gewisse Notreserve für größere Anschaffungen sinnvoll sein. Planst du eine längerfristige Geldanlage, ist sicherlich eine gemischte Anlagestrategie besser: Vielleicht willst du eine Wohnung kaufen, in nachhaltige ETFs investieren, in Gold anlegen oder ein Investment in die Lebensmittelbranche starten? Wir begleiten dich bei jedem Schritt!

Macht Tagesgeldhopping oder Zinshopping Sinn?

Kurzfristig gesehen kann das Sinn machen – sofern dir der Aufwand nicht zu hoch ist. Langfristig bist du aber sicherlich mit einer anderen Form der Geldanlage besser beraten, denn das Tagesgeld ist eher auf eine kurzfristige Nutzung ausgelegt. Andere Formen der Geldanlage, wie zum Beispiel Festgeld, bringen mehr Zinsen und Zinseszinsen, und sind auch schon ab einer relativ kurzen Laufzeit interessant. Grundsätzlich gilt: Auf dem Tagesgeldkonto sollten rund 3 Netto-Monatsgehälter liegen, um eine kurzfristig verfügbare Rücklage zu bilden. 

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Vorteile von Tagesgeldhopping

  • Tagesgeld ist eine sichere Anlage, die gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 Euro je Kundin oder Kunde minimieren das Risiko. Bei einer höheren Anlagesumme von über 100.000 Euro kann es sinnvoll sein, das Geld auf mehrere Tagesgeldkonten verschiedener Banken aufzuteilen.
  • Du kannst dir das Konto mit den besten Konditionen aussuchen, bist vollkommen flexibel und kannst jederzeit wieder wechseln.
  • Oft sind mit einem Wechsel auch noch Prämien verbunden.
  •  Aktuell liegen die Zinsen bei ca. 3,5–4%.

Nachteile von Tagesgeldhopping

  • Da die Angebote für attraktive Zinsen zeitlich begrenzt sind, musst du dich nach etwa 5 Monaten nach Eröffnung deines Tagesgeldkontos schon wieder nach dem nächsten Angebot bei einer anderen Bank umsehen.
  • Die Eröffnung des neuen Kontos kostet dich Zeit und ist mit einem Registrierungsaufwand verbunden.
  • Das alte Konto muss evtl. wieder geschlossen werden. Du kannst es aber auch bestehen lassen und bei einem attraktiven Angebot reaktivieren.
  • Freistellungsaufträge müssen umgeshiftet werden.
  • Keine Zinsgarantie, der Zinssatz kann kurz nach der Eröffnung des Kontos schon wieder sinken.
  • Nach dem Angebotszeitraum sinken die Zinsen oft drastisch, wer also nicht pünktlich wechselt, verliert Geld.

Welche Angebote sind aktuell attraktiv?

Wer nach attraktiven Zinsen für Tagesgeld recherchiert, muss nicht lange suchen. Viele Portale vergleichen die Zinssätze – außerdem gibt es natürlich reichlich Werbung der Banken. Hier lohnt es sich, auch die Prämien mal zu checken!

Aktuell attraktive Tagesgeldkonten bieten zum Beispiel die Consorbank und Renault Bank direkt mit einem Zinssatz von 4%. Die Volkswagenbank bietet 3,8 % und Comdirect 3,75 %. Individuell checken sollte man, ob das Angebot für einen unbegrenzten Anlagebetrag gilt, manche Zinsversprechen beinhalten nur eine Anlagesumme bis zu 250.000 Euro. (Stand November 2023)

Alternativ-Tipp: Nutze die Geldmarkt-ETFs

Dir ist das Zinshopping zu mühselig? Auch mit sogenannten Geldmarkt ETFs ist es möglich, von den höheren Zinsen zu profitieren. Die investieren in risikolose kurzlaufende Staatsanleihen, die in weniger als einem Jahr zurückgezahlt werden. Du leihst als Anlegerin also einem Land Geld und erhältst dafür Zinsen. Das Positive: Diese Anleihen haben in der Regel nur geringe Schwankungen im Wert, was sie zu einer stabilen Anlageoption macht. Im Idealfall spiegeln sie den Einlagenzins der Europäischen Zentralbank wider.

Geldmarkt ETFs sind also eine risikoarme Möglichkeit, von den hohen Zinsen der Notenbanken zu profitieren und jederzeit über das Geld verfügen zu können. Diese ETFs gelten als Sondervermögen, was bedeutet, dass sie im Insolvenzfall der Bank oder des Anbieters dem Anleger gehören. Eine Möglichkeit, in einen solchen ETF zu investieren, ist der Lyxor Euro Overnight Return ETF (ISIN: FR0010510800), der den sogenannten ESTR abbildet. Dies ist ein Zinssatz, der von der Europäischen Zentralbank (EZB) ermittelt wird und auf der Geldmarktstatistik des Eurosystems basiert.
Es ist wichtig zu betonen, dass ein Tagesgeld-ETF, obwohl er eine attraktive Möglichkeit darstellt, die hohen Zinsen der Notenbanken zu nutzen, kein Ersatz für langfristiges Investieren ist. Solche Geldmarkt-Produkte sind lediglich ein Baustein zum Vermögensaufbau.

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