Ein alter manueller Wecker mit Kalender auf rosa Hintergrund
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Börse: Ist es clever, saisonal Aktien zu kaufen?

Gibt es Jahreszeiten an der Börse? Wir verraten dir, was wann ansteht! Außerdem: So beobachtest du Kurse und kaufst saisonal Aktien!

Was sind saisonale und zyklische Effekte an der Börse?

Bauernregeln für die Börse? Gibt es! Denn die Großwetterlage am Aktienmarkt ist für Anleger:innen so wichtig wie für Landwirt:innen die Witterung. Was bringt das Börsenjahr? Ein paar Ereignisse wiederholen sich.  Was bringt der Januar, wie läuft das Jahr? Was braut sich zusammen, drohen Unwetter oder schwere Stürme? Wie fällt die Ernte aus? Ähnlich wie Bauernregeln, die das Wetter vorhersehen, existieren für die Finanzmärkte Börsenweisheiten für bestimmte Zeitpunkte im Jahr. Was ist da dran? Wir haben uns die Jahresuhr der Börse mal angeschaut. 

Du kennst dich schon etwas aus und verstehst die Börse ? Super, wir tauchen nun etwas mehr ein. Dass Aktienkurse regelmäßige, sich über das Jahr wiederholende Muster erkennen lassen, bezeichnet man als  Saisonalität. Solche saisonalen Effekte unterscheiden sich von zyklischen Effekten wie etwa Kursanstiege aufgrund niedriger Arbeitslosenquoten oder guter Verbraucherstimmung. 

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Los geht’s im Januar: Der Jahresauftakt

„As goes January, so goes the Year“ – dies ist eine der bekanntesten Börsenregeln. Genau genommen bezieht sie sich auf den Zeitraum zwischen dem letzten Handelstag im Dezember bis zum fünften Handelstag im Januar. Aus steuerlichen Gründen verkaufen viele Aktionär:innen ihre Papiere im Dezember – mit dem Ziel, sie im Januar zurückzukaufen. Tun sie dies tatsächlich, ist der Jahresauftakt stark und die Kurse steigen – und das verheißt tendenziell Gutes für den Rest des Jahres. Startet der Januar schwach, könnte das daran liegen, dass die Anleger:innen nicht überzeugt davon sind, dass es an den Märkten kurz- bis mittelfristig nach oben geht. Ein Grund dafür könnten beispielsweise schwache Konjunkturdaten sein. Das wiederum könnte sich auf das gesamte Börsenjahr auswirken. 

Ab Februar: Warmer Regen dank Dividende 

Es gibt Unternehmen, die in regelmäßigen Abständen mehrmals im Jahr ihre Dividenden ausschütten. Vor allem bei US- Unternehmen ist das häufig der Fall. Viele deutsche Aktiengesellschaften zahlen hingegen nur einmal im Jahr Dividenden aus. Los geht es mit den ersten Unternehmen direkt im Januar und Februar. Dividendenhochsaison ist dann im April und Mai. Rund 45 Milliarden Euro an Dividenden wurden allein von den Dax-Konzernen im Jahr 2022 an Anleger:innen ausgeschüttet. Kein Wunder, dass die Dividendensaison bei Anleger:innen zur beliebtesten Börsenjahreszeit gehört. 

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Sommerflaute: Sell in May – or stay?​

Doch schon im Mai beginnt es an der Börse oft ungemütlich zu werden. Nicht umsonst heißt es immer wieder „Sell in May and go away – and remeber to come back in September“ – mit anderen Worten: Verkaufe deine Aktien im Mai und kümmere dich erstmal nicht mehr um die Börse, denn die Sommermonate gelten traditionell als schwache Börsenmonate. Eine Beispielrechnung untermauert diese Beobachtung: Anleger:innen, die 1989 umgerechnet 10.000 Euro in den Dax investiert und über die Jahre die „Sell in May and go away“-Strategie befolgten, dürfen sich heute über mehr als 170.000 Euro freuen – knapp 60.000 Euro mehr als Anleger:innen, die im gesamten Zeitraum investiert blieben.
Unter Finanzmarktexpert:innnen ist die Regel jedoch dennoch umstritten. Tatsächlich gilt sie beispielsweise nicht für die vergangenen zehn Jahre. So legte der US-Index S&P 500 in neun der vergangenen zehn Jahre auch in den Sommermonaten zu. Die zwischen Mai und September erwirtschaftete durchschnittliche Rendite lag bei 5,7 Prozent – deutlich mehr, als wenn man das Geld einfach in der Zeit auf dem Konto geparkt hätte. Berechne jetzt dein Renditedreieck.
Nichtsdestotrotz stimmt es, dass langfristig betrachtet der Großteil der Aktienmarktgewinne in der saisonal starken Periode von November bis April erzielt wurde. Die US-Investmentgesellschaft Fidelity hat das für den S&P 500 einmal ausgerechnet. Der Index hat seit 1945 von Mai bis Oktober durchschnittlich etwa zwei Prozent zugelegt, während er von November bis April jährlich um etwa sechs Prozent zulegte. 

Vom Halloween-Effekt zur Jahresendrallye

Ist die Sommerflaute geschafft, rumpelt es an den Börsen aber erstmal kräftig – zumindest ist statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit dafür recht hoch: Der Monat Oktober ist auch als der Monat bekannt, in dem die schwersten Börsencrashs auftreten. Viele Anleger:innen, die im Sommer tatsächlich nicht an den Börsen investiert sind, kommen darum lieber Ende Oktober oder sogar erst im November zurück. Sie warten den Halloween-Effekt ab: Denn häufig wird beobachtet, dass die Aktienmärkte nach dem 31. Oktober noch einmal kräftig zulegen. Allerdings ist dieser Halloween-Effekt angesichts der überproportional häufigen Crashs im Oktober keine Überraschung. Ein Teil der Rallye nach Halloween beruht schlicht und ergreifend auf Kurserholungen.
Für Fachleute gibt es zwei weitere Gründe für die steigende Nachfrage und die Kursanstiege in diesem Zeitraum: Um möglichst gut dazustehen, beginnen viele Fondsmanager:innen zum Jahresende damit, die Gewinneraktien des Jahres ins Depot zu holen – was wiederum deren Kurse steigen lässt. Gleichzeitig sind auch viele andere Anleger:innen in der Zeit vor dem amerikanischen Thanksgiving und in der Vorweihnachtszeit in Kauflaune und wollen von der Rallye, die sie selbst mit antreiben, profitieren.
Neben den Jahreszeiten gibt es aber auch andere Termine im Kalender, die den Börsenlauf beeinflussen. 

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Schaufensterdeko am Quartalsende

Jedes Quartal wieder kommt es am Ende zur sogenannten Schaufensterdekoration. Weil Fondsgesellschaften ihre Portfoliobestände in der Regel vierteljährlich melden müssen, jedoch ihren Anleger:innen ungern offenbaren wollen, dass sie verlustbehaftete Aktien gekauft haben, verkaufen sie diese. Daher leiden Aktien, die sich schlecht entwickelt haben, am Quartalsende oft erneut, wenn die Institute ihre Verlierer abladen.

Vorsicht: Es ist Montag!

An den Börsen ist der Wochenendeffekt häufig deutlich zu spüren. Montage entwickeln sich statistisch gesehen schlechter als vorangegangene Freitage. Der Grund: Oft versuchen Unternehmen, ihre schlechten Nachrichten zu verstecken, indem sie sie am Freitagnachmittag oder -abend veröffentlichen – also nachdem die Märkte geschlossen haben und nicht mehr darauf reagieren können. Der Ausverkauf wird dann am Montag nachgeholt.

Staffelübergabe im Weißen Haus 

Statistisch gesehen beeinflussen auch Wahlzyklen in den USA den Börsenlauf. Der sogenannte Präsidentschaftszyklus verläuft so: Börsengewinne fallen in den ersten beiden Jahren im Amt nicht so hoch wie in der zweiten Hälfte der Amtszeit eines US-Präsidenten. Expert:innen erklären das damit, dass Präsidenten zumeist versuchen, in den ersten zwei Jahren größere Gesetzesänderungen durchzusetzen, während sie in der zweiten Hälfte bereits auf ihre Wiederwahl schielen. Dann sind bemüht, konjunkturfreundliche Maßnahme in die Wege leiten, von denen die Unternehmen profitieren – und die Aktienkurse auch.

Muster gezielt nutzen und saisonal Aktien kaufen

Für die meisten Anleger:innen dürften diese saisonalen Effekte an der Börse eher ein Fun Fact sein. Denn für die klassische Buy&Hold-Strategie, also das langfristige, breitgestreute Investment beispielsweise in einen ETF, spielen sie keine Rolle. Und natürlich kann man sich auf diese jahreszeitlichen Abfolgen nicht verlassen, selbst wenn sie über einen langen Zeitraum statistisch nachweisbar sind. Hilfreich könnte es allerdings sein, diese Muster zu kennen, wenn es zum Beispiel darum geht, einen guten Kaufzeitpunkt zu finden. Wer beispielsweise 5000 Euro übrig hat und diese investieren will, kann sich anhand saisonaler Muster einen guten Zeitpunkt dafür aussuchen. Wie wäre es etwa nach Halloween? Tipps, wie du größere Summen Geld anlegen kannst, findest du hier. 

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© Marcus Witte
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